1.Preis – „EIN HAUS WIE EIN DORF“ – Neubau KITA PFIFFIKUS
1.Preis – Neubau KiTa Pfiffikus, Wettenberg-Wißmar
„Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“ (afrikanisches Sprichwort).
Wir bedanken uns beim Wettbewerbsteam für diesen tollen Erfolg!
Blick auf den Haupteingang
KONTEXTUELLE SETZUNG.
Ein Hang. Ein Kirschbaum. Viel Grün. - Sind die Zutaten für das architektonische Konzept,
Kinder sind der Maßstab und Identitätsstiftung ist die Rezeptur. Der eingeschossige Baustein schmiegt sich sanft in den Hang. Ein Passepartout aus Vegetation rahmt die Komposition. Die KITA im Grünen lädt zum Spielen und Entdecken ein.Der Kirschbaum, um den sich alles dreht, wird zum Gelenk und dient als natürliche Landmarke. Er fungiert als identitätsstiftender Anker, um den großzügigen Eingangsbereich der neuen Kita Pfiffikus zu markieren - Hier trifft man sich gerne.
Die Körnung leitet sich aus der kleinteiligen Stadtstruktur ab. Das Haus bekommt ein Gesicht zu allen Seiten. Fein eingegliedert in das Weichbild der Stadt, “schauen” die Baukörper zur Ortsmitte und schaffen eine charakteristische Silhouette im Hang.
Die Hol- und Bringzone wird zur Straße „Am Festplatz“ situiert und vom Fußgänger- und Radfahr Zugang zum Gelände separiert. Weitere Stellplätze liegen im Norden des Grundstücks.
Situative Setzung
Lageplan
FUNKTIONALE GLIEDERUNG – FLEXIBLE & INSPIRIERENDE LERNCLUSTER!
Die räumliche Disposition soll sensorische und soziale Erfahrungen ermöglichen. Kinder sollen hier Lust am Gestalten und Ausprobieren bekommen, ohne in ihrer Fantasie und Persönlichkeitsentwicklung eingeengt zu werden.
Die Zuordnungen der Nutzungen sind ganz klar gegliedert. Familienzentrum in der Mitte. Gruppenhäuser geclustert - Immer zwei Gruppen sind Nachbarn. Die Gliederung des Baukörpers in drei zusammenhängende Teile leitet sich aus dem Raum- und pädagogischen Konzept ab. U3,Ü3 und Familienzentrum.
Jeder Teil des Hauses erhält ein individuelles, kontrastreiches Farbkonzept im Inneren. Das schafft Orientierung und Identifikation.
Alle Abschnitte des Bauwerks sind baugleich und bieten trotzdem vielfältige Raumkonstellationen. Die klare Unterteilung schafft flexible Nutzungsszenarien. Das Familienzentrum lässt sich zudem außerhalb der Kita Zeiten für Veranstaltungen nutzen.
Der Freiraum ist ebenso klar gegliedert. Vorne Spielen, hinten öffentlich zugänglich als Treffpunkt und funktionaler Vorbereich.
SPIEL MIT DEM LICHT.
Die Dächer der Baukörper erhellen die Gruppen-Cluster. Das hilft, eine intuitive Orientierung zu schaffen. Das Spiel mit dem Licht schafft eine gute Orientierung im Innenraum.
Das Familienzentrum und die Bereiche „für Alle“ bilden die Mitte am Kirschbaum und verbinden die Gruppen. Der Spielflur heißt die Besuchenden Willkommen und fungiert als Vermittler. Das weiche Nordlicht schafft Klarheit und leitet in die Gruppencluster. Im jeweiligen Flur sind alle Garderoben übersichtlich als gestaltetes Möbelstück arrangiert. Oberlichtbänder im Innenraum erhellen die Gruppenräume von allen Seiten. Die freundliche und helle Lichtführung lässt aber auch dunklere Rückzugsbereiche für die Kinder zu.
KONSTRUKTION & WIRTSCHAFTLICHKEIT.
Aufwändige Brandschutzmaßnahmen können dank dem Verbleib in Gebäudeklasse 3 vermieden werden. Fluchtwege führen ohne Umwege ins Freie.Die Eingeschossige Lösung und einhergehend damit, dass auf Treppen und Aufzug verzichtet werden kann, reduziert die Folgekosten und die Komplexität der Tragkonstruktion.
Die Dachkonstruktion und die Räume sind aufeinander abgestimmt. Das Dach wird in jedem Raum zum Erlebnis. Hohe Redundanz und einfache, elementierte und vorfabrizierte Holzständerbauweise schaffen ein bezahlbares Bauwerk. Moderate Spannweiten führen zu kleinen, gut verfügbaren Querschnitten.
Baukörperkonzept
SONNE & WASSER.
Die Dächer der Gruppen werden nach Süden, Osten und Westen mit PV-Schindeln gedeckt. Das verbindende Flachdach wird begrünt und puffert das Regenwasser. Eine Zisterne sammelt das Wasser und versorgt die Toiletten. „Schwammstadt im Kleinen": Rigolen und Zisternen versorgen den Freiraum in Dürrezeiten. Der Aufwand in der Pflege der Freianlagen soll geringgehalten werden. Bäume und Sträucher sind so gepflanzt, dass sie genug Platz haben.
ENERGIEKONZEPT.
Die Entwicklung zum Klimaneutralen Gebäude basiert auf 5 Schritten: (1) Optimierung der Orientierung für Tageslicht, Solarenergie und Außenkomfort, (2) Reduktion der Grauen Energie also der CO2 Emissionen durch Gebäudeherstellung durch Verwendung biogener Baustoffe, (3) Minimierung des Nutzenergiebedarfs, (3) Maximierung der Energieeffizienz von technischen Systemen, (4) Deckung des Energiebedarfs und Kompensation der CO2 Emissionen durch Herstellung und Betreib mit den erneuerbaren Energien am Standort.
Für die Gebäude sollen in erster Linie nachhaltige und rezyklierbare Baustoffe eingesetzt werden. Das Gebäude soll in Holzbauweise erstellt werden. Die verbleibenden Bauteile, welche in Beton hergestellt werden müssen, sollen mit CO2 armen Zement erstellt werden. Somit weist das Gebäude einen minimalen CO2-Fußabdruck für die Gebäudeherstellung auf.
Das Gebäude soll durch das low-tec Konzept möglichst robust betrieben werden können. Das bedeutet, dass bewusst weitestgehend auf aufwendige Technik wie zum Beispiel Lüftungsanlagen und Kältetechnik verzichtet wird. Stattdessen soll mit passiven Maßnahmen ein sehr guter Komfort erreicht werden. Die Räume werden über Fensterlüftung natürlich gelüftet. Für den Speiseraum und Mehrzwecksaal soll ein dezentraler Lüftungsansatz für zugluftfreie Frischluft mit geringem technischem Aufwand sorgen. Für die Küche werden die Luftwechsel auf das hygienische Minimum reduziert. Im Sommer können über die Kombination von Nachtlüftung und Thermischer Masse angenehme Temperaturen erreicht werden. Die Fassaden werden so optimiert das bei reduzierten Solaren Eintrag eine gute Tageslichtversorgung gewährleistet ist.
Die integrierte PV Anlage auf dem Gebäudedach erzeugt regenerativen Strom am Standort. Zu Erhöhung des Autarkiegrades bzw. des Eigennutzungsanteils sollen die Batteriespeicher von Elektrofahrzeugen mit in das ganzheitliche Energiekonzept eingebunden werden. Die Wärmeversorgung wird über eine Erdsondenwärmepumpe realisiert. Teile der PV Anlage werden als PVT Kollektoren zur Brauchwassererwärmung ausgeführt.
Mit diesem synergetischen und integralen Konzeptansatz erreicht das Gebäude Klimaneutralität im Lebenszyklus. Ziel ist es die CO2 Emissionen für Gebäudeherstellung und Betrieb innerhalb der nächsten 20 Jahre durch den eigens erzeugten regenerativen Strom zu kompensieren.
Energiekonzept
NEUE WEGE - NACHHALTIGKEIT.
Eine ganz einfache und kompakte Form sind die entscheidenden Faktoren – Der Lohn? Mehr Budget für eine sortenreine Konstruktion und nachhaltige Baumaterialien. ..Gesund für Mensch und Umwelt!
RE-THINK!: Ein einfacher und klarer Holzbau der C02 einlagert. Unbehandelte Oberflächen im Inneren. Bis zur Höhe der Türen ein funktionales Möbelstück. Altholz in statisch untergeordneten Bauteilen. Klimatisch günstig ausgerichtet.
RE-USE! - Urban Mining als Strategie: Aufgearbeitete hochwertige Eichendielen aus alten Bauernhäusern. Türklinken und Beschläge – wiederverwendet. Eine Lagerfensterfassade im Eingangsbereich, günstig und Identitätsstiftend.
RE-CYCLE! – Kreislaufgerechtes Bauen funktioniert nur wenn sich die verbauten Teile wieder trennen lassen. Auf Klebstoff und Silikon wird daher verzichtet. Lehmputz im Deckenbereich sorgt für ein biologisch gutes Raumklima. Die Fundamente: Ökostones - Recyclierte Fertigteile statt Ortbeton. Dämmung der Bodenplatte mit Schaumglasbruch.
GRÜNES SPIELZIMMER.
NATUR PUR! Ein Plädoyer für gute Gestaltung: Jeder Ort sollte so gestaltet sein, dass er zum Spielen einlädt! Ein Kindergarten erst recht! Damit ist aber kein buntes Chaos gemeint, sondern klare funktionale Räume mit guter Orientierung und haptisch erlebbaren Materialien.
Im Freiraum das gleiche Prinzip: Unserer Überzeugung nach bietet die Natur alles, was man braucht, um kreativ zu sein - zum Spielen und zum Erforschen. Der Freiraum spielt mit den sinnlichen Erfahrungen. Hart weich, hoch und tief, klettern, verstecken, rutschen, krabbeln, kriechen, ... - Angepasst auf die jeweilige Entwicklungsstufe. Aber alles natürlich! Eine Hügellandschaft mit Röhren. Ein Rutschhügel. Ein Klettergerüst aus Baumstämmen. Ein Nest aus Holz. Natur und Spielplatz verschmelzen - Spielgeräte aus dem Katalog sucht man vergeblich!
Ansicht Süd
Ansicht West
Grundriss
Längsschnitt
Gruppenmitte