3.PREIS – NEUE MITTE NEUHAUSEN, Bayern
3.Preis, Neue Mitte Neuhausen, Offenberg – Wir freuen uns über den Erfolg für unseren innovativen Entwurf. Herzlichen Dank an das gesamte Wettbewerbsteam in Zusammenarbeit mit Daniel Nicolas Lenz.
Blick auf den Festplatz
Angerprinzip
Leitidee Hybridstruktur
SYNTHESE STADT & LAND - STÄDTEBAULICHE LEITIDEE
Die Fusion aus Stadt und Dorf bildet den Kern der städtebaulichen Leitidee. Die traditionelle Trennung von städtischen und ländlichen Lebensmodellen wird aufgehoben und schafft eine neue Form der Begegnung und des Zusammenlebens. Dabei werden die Vorteile beider Le-benswelten gewinnbringend miteinander vereint.
Die Idee ist Bestehendes weiterzudenken und zu transformieren, ohne dabei als Fremdkörper in Erscheinung zu treten. Inspiriert durch gewachsene dörfliche Strukturen, entsteht ein neuer innovativer städtebaulicher Hybrid.
Zu den angrenzenden Rändern der bestehenden baulichen Strukturen wird mit einer kleinteili-gen Körnung reagiert, um die kontextuelle Bebauung aufzugreifen und weiterzudenken.
Zum Dorfanger hin, wird über eine Verdichtung der Baukörper konzentrierter Wohnraum ge-schaffen und der Versiegelungsgrad geringgehalten.
Die portionierten Gebäudestrukturen erinnern an typisch landwirtschaftliche Gehöfte.
Auch Nahversorger und Parkhäuser greifen diese Typologie ländlicher Nutzbauten auf. Auf dem Dach des Nahversorgers wird die kleinteilige Struktur des Dorfes aufgenommen und zusätzlicher Wohnraum geschaffen.
Im Ideenteil wird ein grüner Beipass zur Straße vorgeschlagen, der den alten Ortskern mit dem Festplatz fußläufig verbindet. Es entsteht ein kleiner Anger zwischen dem neuen Dorf-brunnen an der Kirchentreppe und dem neuen Maibaum auf dem Festplatz. Der Festplatz wird so zum Vermittler zwischen Alt und Neu. Es wird ein Platz zwischen Kirche und Nahver-sorger aufgespannt. Die längerfristige Verbindung eröffnet die Perspektive auf eine neu erleb-bare Ortsmitte. Die Einmündung an der Prangerstrasse wird dabei entschärft und der MIV vom Fußgänger- und Fahrradverkehr getrennt.
Die neue Ortsmitte lässt sich in zwei bis vier Bauabschnitten entwickeln. Jeweils eine Parkga-rage und erweiterbares nahwärmenetz wird mit der wachsenden Zahl der Bewohnenden Menschen mitgedacht.
Strukturplan
„GRÜNER GÜRTEL“ – VERNETZTE STADT
Im Zentrum der Idee steht die Schaffung eines lebendigen und vielfältigen Quartiers, welches die zwei bestehenden städtebaulichen Schwerpunkte – Alter Ortskern und Rathaus – mitei-nander vernetzt. So entsteht ein neuer „grüner Gürtel“ aus drei Schwerpunkten, die erlebbar über den Grünraum miteinander verzahnt werden. Dabei geht es nicht nur um ein anspre-chendes Stadtbild, sondern auch um die Förderung eines aktiven Gemeinschaftslebens und den Schutz der Umwelt.
Der „grüne Gürtel“ fungiert auch als Trittsteinbiotop, um die Artenvielfalt und Koexistenz von Menschen, Tieren und Pflanzen im Herzen des Pfarrdorfes zu stärken.
Mensch und Natur
Soziales Miteinander
VIELFÄLTIGE LEBENS(T)RÄUME!
Die traditionelle Verbindung von Arbeit und Wohnen, sowie von Einkaufen und Feiern bildet die Grundlage der differenzierten Gebäudetypologien. Durch „kleine Nachbarschaften“ entstehen vielfältige Räume, die ähnlich einem historischen Gehöft, Gemeinschaften formen und fördern.
In diesen Gemeinschaften gelingt ein buntes Miteinander aus alten und jungen Familien, Sin-gles und Gemeinschaftsclustern.
Verschiedene Dachformen, in Anlehnung an die vernakuläre Bauweise ländlicher Regionen, reagieren auf das Klima, den Schneefall und bilden Grundlage für energetische Gewinne. Darüber hinaus schreiben sie das Weichbild Neuhausens subtil, aber kraftvoll weiter.
Lageplan
LEBENDIGES GRÜN – FREIRAUMKONZEPT
Das Gebiet zeigt sich heute als offene Wiesenfläche, die im Westen durch das markante, in Nord-Süd-Richtung verlaufende, Grün-Biotop begrenzt wird. Die Fläche ist ansonsten räum-lich kaum strukturiert. Die bestehenden Grünflächen bieten im Verhältnis zum Fußabdruck des Geländes nur eine geringe ökologische Vielfalt.
Um sowohl die Erlebbarkeit als auch die ökologische Dynamik deutlich zu verbessern, greift die Baukörper-Stellung die Idee von differenzierten Freiraumqualitäten auf.
Die freie Gebäudesetzung, in Form lockerer Gehöfte, ermöglicht eine gute Durchlüftung des Quartiers und schließt gleichzeitig ruhige Grünflächen ein, die als vertikale Klimahöfe ge-dacht sind.
Diese werden dabei als flächendeckend unversiegeltes Gelände zu atmosphärischen, natur-nahen Aufenthaltsorten. Retentions- und Versickerungsflächen mit resilienten Pflanzungen wirken als Klimaanpassungsmaßnahme gegen sommerliche Überhitzung und als Schwamm für Starkregenereignisse. Die Begrünung aus gewachsenen Bäumen, Sträuchern, Stauden und Gräsern verbessert die Biodiversität und stärkt die lokale Fauna. Die befestigten Flächen werden auf ein Minimum reduziert, stattdessen werden wasserdurchlässige und begrünte Oberflächen verwendet.
Über eine klare fußläufige Verbindung wird der Grüne Gürtel spielerisch mit den öffentlichen Freiräumen und den belebteren Plätzen verflochten. So entsteht eine sequenzierte Abfolge von Grünräumen, die durch unterschiedliche Nutzungen und Pflanzungen vielfältige Stim-mungen und unterschiedliche Grade von Privatheit erzeugen.
3.Preis, STUDIO-MRA
Konzeptionelle Piktogramme
MOBILITÄT – DER MENSCH IM MITTELPUNKT!
Der Mensch bildet den Mittelpunkt der Erschließungsstrategie. Der Dorfanger wird gestalte-risch als Fußgängerzone verstanden. Wechselnde Beläge, viel Grün, Sitzmöglichkeiten und weitestgehend verkehrsberuhigt, sorgt er für eine lebenswerte Wohlfühlatmosphäre.
Das Auto wird in flexibel umnutzbaren Parkgaragen, die als Holzbauten gestaltet werden sol-len, an den Quartierseingängen positioniert.
Zu jeweils einem Hofkonglomerat gibt es einen Kurzzeit-Anlieferstellplatz, einen mit E-Ladesäule und einen barrierefreien Stellplatz. Die Anlieferung für den Nahversorger erfolgt von der Egger Straße aus.
Im Ideenteil wird diese Idee der Erschließung weitergedacht.
Durchmischungskonzept
KLIMA- UND ENERGIEKONZEPT
Die Errichtung der Neubauten setzt so weit wie möglich auf den Baustoff Holz und minimiert dadurch den ökologischen Fußabdruck für die Erstellung der Gebäude.
Für die Wärme- und Kälteversorgung schlagen wir eine Heizzentrale mit Wärmepumpe(n) vor, die an ein flächiges Geothermie-Feld gekoppelt sind. Die Wärmeabgabe in den Gebäu-den erfolgt über Niedertemperaturflächenheizsysteme. Über die Erdsonden ist darüber hin-aus auch eine freie Kühlung zur Temperierung der Räume im Sommer möglich. Die Fußbo-denheizung wird dann zur Kühlung eingesetzt.
Durch die dezentralen Wohnraumluftsysteme wird bei minimiertem Strombedarf, für die Lüf-tungssysteme, eine effiziente Wärmerückgewinnung realisiert.
Auf den Gebäudedächern sollen Photovoltaikmodule in Kombination mit Gründächern inte-griert werden. Mit insgesamt 2000 m² Photovoltaikfläche kann so am Standort erneuerbare Energie gewonnen werden. Dieser Ertrag deckt den jährlichen Energiebedarf für Heizen, Küh-len, Gebäude- und Nutzerstrom und ermöglicht somit einen klimapositiven Gebäudebetrieb.
Die Anlage soll gezielt mit einem jährlichen Überschuss von ca. 25% ausgelegt werden, um so die nicht vermeidbaren CO2-Emissionen der Gebäudekonstruktionen über den Lebens-zyklus zu kompensieren.
Somit kann das Quartier das Ziel „Klimaneutralität im Lebenszyklus“ erreichen.
Schnitte