MERKUR TITELT: „Zweites Herz für Holzkirchen: Planungen für Bahnhofsareal schreiten voran“
Zweites Herz im Ort statt nur Mobilitätsdrehscheibe: Die Marktgemeinde will das Bahnhofsareal entwickeln. Die Planung für das Langzeitprojekt schreitet nun voran.
Holzkirchen – Vom Parkplatz zum Platz mit Aufenthaltsqualität: Studio MRA aus Stuttgart hat im Gemeinderat sein verfeinertes Konzept für das Bahnhofsareal vorgestellt. Auch wenn noch Jahre vergehen bis zum ersten Spatenstich: Mit dem Billigungsbeschluss schreiten die Planungen voran.
Ein Schmuckstück ist der Holzkirchner Bahnhof nicht. Deshalb hatte die Gemeinde einen städtebaulichen Wettbewerb zur Neugestaltung ausgelobt, den das Architekturbüro Studio MRA gewonnen hatte. Bei der weiteren Ausarbeitung des städtebaulichen Konzepts haben die Planer Zosine Seybold und Manuel Rausch die Bauräume verfeinert und angepasst. Ihren jüngsten Bebauungsplan-Entwurf haben sie nun dem Gemeinderat präsentiert, der diesen gebilligt hat.
Die Idee ist, den Bahnhofsvorplatz – der im Grunde keiner ist – künftig nahezu autofrei zu gestalten. Parkplätze wird es dort dann nicht mehr geben, abgesehen von einem Taxistand für acht Taxis und fünf Busparkplätzen. Nahe der Metzgerei Kraft soll eine sogenannte Kiss-and-Ride-Zone entstehen. Die Autos sollen dann vor allem in einem Parkhaus unterkommen, das westlich der Gleise, zwischen dem Ladehof und der Erlkamer Straße entsteht. Außerdem in Tiefgaragen unter den beiden neuen Gebäuden, die den Bahnhofsvorplatz im Norden und im Süden einrahmen und diesen überhaupt erst als Platz definieren, wie Seybold erklärte, die wie Rausch online in die Sitzung zugeschaltet war. Auch ein Radl-Parkhaus ist geplant. Insgesamt gibt es im Planungsgebiet 1200 Parkplätze, die die Planer zu berücksichtigen hatten. „Eine brutale Zahl“, sagte Rausch.
Der Baumbestand auf dem Bahnhofsvorplatz soll so gut es geht erhalten bleiben. Alle Flachdächer sollen begrünt werden. Eine Unterführung soll den Bahnhofsvorplatz mit dem Bereich am Ladehof verbinden.
Ein zweites Herz des Orts,
für Menschen gemacht
CSU-Chef Sebastian Franz sagte: „Ich finde den Entwurf sehr gelungen, das wird ein zweites Herz neben dem Marktplatz.“ Genauso äußerte sich der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Robert Wiechmann: „Das wird was Schönes, das ist für Menschen gemacht.“ Außerdem seien zahlreiche ökologische Kriterien berücksichtigt.
Sepp Maier (Grüne) wies darauf hin, dass es wichtig sei, die Unterführung sicher zu gestalten, um keine Angsträume zu kreieren. Architekt Rausch will das mit viel Licht und einer ansprechenden Gestaltung gewährleisten – verzichtbar ist die Unterführung nicht. „Es soll hier ja eine Mobilitätsdrehscheibe entstehen, weshalb sie funktional notwendig sind“, erklärte er. Anders kommen die Passagiere vom Parkhaus sonst gar nicht zu den Gleisen.
Elisabeth Dasch (SPD) war wichtig, dass das im Norden geplante Gebäude am Bahnhofsvorplatz die Sichtbarkeit der Metzgerei Kraft von Norden her nicht beeinträchtigt. „Ein durchsichtiges Gebäude können wir nicht bauen“, so Rausch, allerdings profitierten die Geschäfte ohnehin von der Attraktivität des Platzes.
Hubert Müller (FWG) freute sich über den zweispurigen Radweg, der vom Otterfinger Weg kommend Richtung Zentrum führen soll. Er hatte aber wie Albert Kraml (CSU) Bedenken, dass die von Süden kommenden Autos, etwa aus Hartpenning, alle über die Münchner Straße fahren werden, um dann über die Nordumfahrung zum Parkhaus zu gelangen. Denn eine Zufahrt über die Erlkamer Straße wird es nicht geben, wie Rausch auf Kramls Nachfrage erklärte. Den Bereich der Erlkamer Straße zu beruhigen, sei aber erklärter Wunsch und Auftrag des Gemeinderates an die Planer gewesen, daran erinnerte Bürgermeister Christoph Schmid (CSU). „Das steht jetzt nicht mehr zur Debatte, darüber haben wir uns bereits beraten“, so Schmid.
Parallel zur Neuaufstellung des Bebauungsplans Nr. 154 „Bahnhofsareal“ läuft noch ein Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans. Schmid betonte, dass es sich bei der Entwicklung des Areals um ein Langzeitprojekt handele: „Ortsentwicklung geschieht nicht in Quartalen, sondern in Dekaden.“
Quelle, erstellt: 06.06.2023, 11:52 Uhr: https://www.merkur.de/lokales/region-holzkirchen/holzkirchen-ort28831/zweites-herz-fuer-holzkirchen-planungen-fuer-bahnhofsareal-schreiten-voran-92324771.html