Ein 2. Preis – LEHMBAU: Umweltbildungszentrum am Blauen See in Ratingen
Umweltbildungszentrum auf dem Freizeitareal rund um den Blauen See in Ratingen. Wettbewerb mit MerzKleyPartner und Béla Berec. Einen der zwei 2.Preise im Wettbewerb.
Blick auf das Umweltbildungszentrum
Geschichte und Intervention
Leitidee - Identität des Ortes
Die Geschichte des Kalksteinbruchs wird aufgenommen und in einen spannungsvollen Zusammenhang mit der neuen Nutzung als naturnahes Freizeitareal gestellt. So entsteht eine einzigartige, auf den Ort abgestimmte Identität. Die Topografie im Realisierungsteil wird aufgegriffen und gestalterisch zusammenhängend gedacht. Dabei werden die verschiedenen Ebenen der Landschaft formal herausgearbeitet und mit einem mäandrierenden barrierefreien Weg verbunden. Die verschiedenen Niveaus des Entrees, Plateaus, Themenspielplatzes, Erweiterung Spielplatz und UBZ, werden durch Sitzstufen in Trockenbauweise als “Shortcuts” ausformuliert. Mit der Zonierung der Freizeitangebote wird die bestehende Topografie aufgenommen, herausgearbeitet und neu miteinander verknüpft.
Die historische Achse wird entsiegelt und fragmentarisch aufgenommen. Sie informiert an den Kreuzungspunkten mit der fußläufigen Erschließung über die Geschichte des Sees. Die artifizielle Nutzung als Freizeitareal bewegt sich dazu in einem sanften Schwung und verbindet die Geschichte mit den neuen Freizeit-Attraktionen. Vom Entree zum Wald hin wird es sukzessive ruhiger und naturnaher. Der neue Weg und die bewusste, rhythmische Setzung der Baukörper und Freianlagen, sowie eine zeitgemäße,
naturnahe Gestaltung, runden das Gesamtbild ab. Ziel des Entwurfs ist es Architektur, Mensch, Tier und Natur harmonisch in Einklang zu bringen. Der Blaue See und seine Geschichte stehen dabei im Mittelpunkt der nachhaltigen Konzeption.
Die Flächen für den Themenspielplatz werden um das Plateau, mit Blick auf den blauen See platziert, so ist gewährleistet das Eltern im Café und Kinder stets im Blickkontakt bleiben. Als Nebeneffekt werden die akustisch belebteren Bereiche klar von den ruhigeren
pädagogischen Aktivitäten und der Flora und Fauna des Waldes getrennt. Das UBZ wird an der ruhigen Lichtung des alten Minigolfplatzes situiert. Es bleibt unbehelligt vom Trubel und ermöglichte eine leise naturverbundene Lernatmosphäre.
Die Geschichte des Ortes und der Kalkverarbeitung wird den Besucher*innen durch textliche Informationen, oder verpackt in kleine Spiele an vielen verschiedenen Stellen des Weges nähergebracht. Durch die abwechslungsreiche Gestaltung, werden alle
Altersgruppen angesprochen. Das Areal ist so geplant, dass die Entwicklung vom Parkplatz bis zum UBZ in modularen Bauphasen erfolgen kann.
Ansichten 1:200
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Geländeschnitte 1:500
Offenes Haus - Zugang, Nutzung, Inklusion und Sicherheit
Das UBZ hat durch seine Platzierung im Grünen eine ruhige abgeschottete Lage von den belebten Attraktionen und Nutzungen und unmittelbaren Bezug zum angrenzenden Wald. Der Weg um den See führt am Eingang des Bildungszentrums vorbei und gewährleistet eine gute Auffindbarkeit. Der weithin sichtbare Mammutbaum dient dabei als Attraktor und Wegweiser. Ein angemessen großer Platz dient als Eingangsund Sammelpunkt für Gruppen und wird von einem mehrstämmigen autochthonen Baum beschattet.
Die Besucher gelangen durch einen Windfang mit kleinem Lounge-Bereich mit Zugang zu den Toiletten in einen hellen und freundlichen Foyeraum. Die Besonderheit an dem Gebäude ist das es gänzlich ohne Verkehrsflächen in Form von Fluren auskommt,
ohne dass dabei die flexible Funktion und parallele Nutzung der unterschiedlichen Raumangebote beeinträchtigt wird. Durch eine offen gestaltete überdachte Eingangsfassade, erhalten die Gäste Einblicke in die Geschehnisse im Inneren.
Eine flexible Grundrissgestaltung ermöglicht eine multifunktionale Nutzung. Das Raumkonzept basiert auf einem “Nine-Square-Grid”. Der zentral situierte „Konnektorraum“, unter einem Oberlicht, schafft einen großzügigen Eingangsbereich, ist darüber hinaus
aber flexibel zu allen umliegenden Lehr-Räumen und Nutzungen zuschaltbar. So kann er beispielsweise bei einer Kochveranstaltung zu einem großen Essbereich umfunktioniert werden. Dabei wird ein seitlich gelagertes Stuhl-/Tischlager zum Helfer.
In den Ecken liegen die ruhigeren und schaltbaren Bereiche, wie Sanitäranlagen und Office-Bereich. Die Grundrissgestaltung lässt bei Bedarf eine einfache Erweiterung des UBZ und des Cafés, durch die Ergänzung je eines weiteren Bausteins, zu. Die Freiflächen sind unmittelbar angrenzend und so geplant, dass sie im Falle einer Erweiterung intakt bleiben können.
Schnitt UBZ 1:200
Konstruktionschnitt 1:20
Nachhaltigkeit! - Material und Konstruktion
Das Gebäude erhält durch das “Blau”-/Grün-Dach eine markante und ausdrucksstarke Erscheinung, die den Charakter als Umweltbildungszentrum eindeutig erkennen lässt. Die PV-Paneele folgen einem organischen Ordnungssystem und integrieren sich durch die grüne Farbgebung perfekt in die 5. Fassade.
Die Konstruktion basiert auf Material gerechten und minimiertem Einsatz. Das Material wird aus der urbanen Mine aus lokalen Rückbaubaustellen bezogen. Beton wird auf ein Minimum reduziert. Die Gründung wird aus Fertigteilen (Recyclingbeton) hergestellt und ist rückbaubar.
Die tragende Konstruktion der Dächer besteht aus einer vorfabrizierten Holzleichtbau-Konstruktion aus vorwiegend Altholz, mit moderaten Spannweiten, die auf wettergeschützten Holzstützen lagert. Dies geschieht mit einer Opferholzeinkleidung, welche wiederum aus Altholz gefertigt wird. Die nichttragenden Außenwände sind aus Stampflehm Fertigteilen, die auf einem Recycling-Betonsockel platziert sind. So ist eine Plus - Co2-Bilanz und eine “einfache” Baustelle im naturnahen Raum möglich.
Modellfoto © Béla Berec
Topographie und Geländemodelierung
Skizze Vogelperspektive