St. Augustinus Campus Neuss, Ein 2.Preis
Blick aus dem Kreuzgang
LEITIDEE
Die Synthese aus Moderne und Tradition schafft einen ganz besonderen Ort der Ruhe und Kontemplation, um die spirituelle Atmosphäre und den historischen Charakter des Klosters zu bewahren und in eine hoffnungsvolle Zukunft zu führen.
Die Leitidee der städtebaulichen Intervention gliedert sich in zwei strukturelle Teile die sich nahtlos in die städtebauliche Umgebung einfügen und einen Beitrag zur lokalen Identität leisten. Sie bilden eine funktionale und gestalterische Einheit - Die subtile Erweiterung und bauliche Ergänzung des Mutterhauses und einem gemeinschaftlichen Campus der Begegnung.
Die Konzeption der neuen Baukörper folgt dem Prinzip des menschlichen Körpers. In der Mitte der neuen Baukörper Sitz das Herz mit den zentralen Funktionen, wie Cafe, Küche und Wäscherei, sowie dem Verwaltungsbereich. So gelingt es auf kurzen Wegen den beiden Wohngebäuden respektive den „Körperhälften“ zu dienen. In den Zwischenbereichen der drei Baukörper gelangt man in die Gebäude. Diese vertikalen Wintergärten dienen dem Aufenthalt, als Terrassen und Klimapuffer. Sie sind dem Prinzip einer Orangerie nachempfunden.
In der Mitte der neuen Anlagen steht der Klostergarten, welcher durch den flankierenden Kreuzgang gehalten wird. Er ist für alle Menschen gleichermaßen zugänglich und alle Eingänge zu den Gebäuden sind darin verortet.
Ein Teil des Mutterhauses wird rückgebaut, um einen großzügigen Eingang zum rückwärtigen Bereich des Klosters zu schaffen. An die Stelle der bestehenden Villa tritt ein leichter pavillionartiger Eingang. Dieser gibt den Blick ins Zentrum der Anlage frei. Hospitz und das Mutterhaus Immaculata erhalten ein gemeinsames Foyer – den Raum der Begegnung. Eine starke Willkommensgeste im Sinne eines "Porticus" wird zum Auftakt. Durch den Erhalt des Mutterhauses mit prägnantem Eingangsbau und Glockenturm wird die Identität des Ortes gewahrt.
Konzeptionelle Herleitung historischer Kontext
Lageplan 1:500
„HORTUS CONCLUSUS"
Der kraftvolle „Hortus Conclusus", der die „Neue Mitte“ des Pflege- und Kloster-Campus formuliert, wird mit der modernen Interpretation eines Kreuzgangs umringt. Dieser schafft die Verbindung trockenen Fußes zwischen altem und neuen Baukörpern. Im Klostergarten wird die Anbaukultur alter Klöster zelebriert. Hier finden sich üppige, auf den Jahreszeitenverlauf angepasste Gemüse, Pflanzen und Kräuter. Es entsteht eine ruhige, spirituelle Atmosphäre die zum Entspannen, „in sich gehen“ und Austausch einlädt. Alle Nutzungen orientieren sich zu diesem geschützten Garten.
Der Freibereich des gerontopsychatrischen Pflegehauses befindet sich in Sichtweite, aber dennoch separiert auf einer zweiten Ebene, und beinhaltet einen Jahrezeitengarten, sowie einen Demenzgemüsegarten als Freianlage. Dadurch wird eine natürliche Abgrenzung zu den öffentlichen Anlagen gewährleistet.
URBANE RAUMFOLGEN
Den Auftakt zum Quartier, vom Obertor aus, bildet ein kräftiger Baukörper, der an Stelle der Schokoladenfabrik tritt. Hier wird ein würdiger Quartiers-Eingang als Ärztehaus formuliert. Der Klimapark sorgt für ein gutes und angenehmes Mikroklima. Hier lässt es sich an heißen Sommertagen gut aushalten. Seitlich wird dieser von gemeinschaftlichen Nachbarschaftsgärten gesäumt. Jedes dieser Gebäudepärchen erhält einen angemessen Eingangshof mit einem schattenspendenden Baum.
Der Auftakt zum Klostergarten wird durch das Mutterhaus als Dreh- und Angelpunkt markiert. Es rückt als Ort der Begegnung in den Fokus und bildet die Mitte des neuen Quartiers.
Städtebauliches Konzept
LIVABLE CIVITATEM - RENAISSANCE DES MUTTERHAUSES IMMACULATA
Durch die klare städtebauliche Strukturierung wird das bestehende Kloster zu einer funktionalen Einheit ergänzt. Das Kloster, könnte heute zu einem pulsierenden Zentrum des kulturellen und sozialen Lebens werden. Das umgenutzte Mutterhaus bietet Raum für verschiedene Aktivitäten, von kulturellen Veranstaltungen über Bildungsangebote bis hin zu sozialen Dienstleistungen. Clusterwohnangebote für Kulturschaffende und Menschen mit Betreuungsanspruch ergänzen die beiden Nutzungsschwerpunkte. Durch die Einbindung lokaler Gewerbetreibender oder die Organisation von Künstlerinnen kann ein karitativer und kultureller Ort geschaffen werden.
HOCHWASSERSCHUTZ
Der Hochwasserschutz spielt zunehmend eine wichtige Rolle. Um diesem Umstand mit dem nötigen Respekt zu begegnen, aber trotzdem wirtschaftlich zu agieren, wird auf Seite der Augustinusstraße mit einer gegliederten Bebauung reagiert. Ein Sockel bildet dabei die Barriere für das Wasser und enthält flutbare Parkgaragen. Das bestehende Stautor wird vorerst im Bestand gelassen, kann aber später im Zuge der neuen Bahnstrecke zurückversetzt werden. Die Bebauung an der Straße springt um ca. 2,5m zurück und bezieht sich auf die Flucht des Klosterturms. Im Bereich der Stresemannallee wird ein Sockel ausgebildet, um die notwendige Mauerhöhe zu erreichen. Der Quartierseingang wird mit einem Hochwassertor geschützt.
Konzeptskizzen
FREIRAUM – ATMOSPHÄREN
Die Strukturierung der Freiräume folgt dem Ziel, unterschiedliche Atmosphären zu schaffen. Diese Abfolge von Stimmungen ergibt eine Vielfalt an Angeboten, um Begegnung, Austausch aber auch „Innehalten“ zu ermöglichen. Aufgegriffen werden dabei klassische Themen einer Klosteranlage, die mit modernen Mitteln umgesetzt werden. Am Eingangsbereich an der Augustinusstraße wird der Baumbestand zu einem Baumtor ergänzt. Eine Rundbank und ein Wasserbecken betonen die Eingangssituation, eine Belags-Intarsie verweist auf den historischen Klosterstandort. Spalierpflanzungen mit integrierten Sitzgelegenheiten begleiten die Klostermauer. Der Quartiersaufakt im Westen mit Baumtor und Fontänenfeld führt in das Herz des neuen Quartiers, zum Klimapark mit seinen geschwungenen Wiesenwegen, Spielmöglichkeiten und Biodiversitäts-Hotspots. Flache Mulden halten das Regenwasser zurück und können hervorragend zum Spielen genutzt werden. In den Nachbarschaftsgärten wird gemeinsam gegärtnert oder, nach getaner Arbeit, in der Hängematte entspannt. Kleine Eingangsplätzchen an den Zugängen der Gebäude schaffen eine gemeinschaftliche und einladende Adresse.
Schnitte 1:200
Grundrisse EG/1.OG 1:200
MOBILITÄT – AUTOFREIES QUARTIER!
Oberstes Ziel ist ein möglichst autofreies Quartier. Der MIV wird entlang der Augustinusstrasse in oberirdischen Sockelgeschossgaragen situiert. Der Besucherverkehr wird am bisherigen Pförtnerhäusschen im Quartier verortet. Es ensteht ein kurzer barrierfreier Weg zur Tagespflege und dem Haupteingang der Neubauten. Hier kann in zwei Ausbaustufen der Parkplatz erweitert oder rückgebaut werden. Anlieferung und Abholung erfolgt an drei Punkten auf den Entreé-Plätzen. Am Auftakt zum Obertor, am neu inszenierten Entree „Patio Immaculata“ und am neuen Pflegeheim im rückwärtigen Bereich an der Hellersbergstraße.
Die Mobilität wird durch E-Ladesäulen, Carsharing und E-Bikes ergänzt.
ARCHITEKTUR
Die Architektur der Neubauten ist typologisch flexibel ausgebildet, um den Anforderungen einer modernen Pflegenutzung sowie dem Wandel innerhalb des Ordens, gerecht zu werden. Durch gut belichtbare Raumtiefen werden qualitativ hochwertige und flexible Räume generiert.
Alle Zimmer gruppieren sich um großzügige Gemeinschaftsbereiche und grüne Innenhöfe.
Die Baukörper der Pflegeeinrichtungen sind als vorfabrizierte Holz-Modulbauten konzipiert. So gelingt eine wirtschaftliche und nachhaltige Umsetzung. Das Motiv des Sockels wird, aus Gründen des Hochwasserschutzes, im Kreuzgang, Erdgeschoss und Parkgarage aufgegriffen und bildet ein stabiles Fundament für den Holzmodulbau. Natürliche Holzoberflächen erzeugen eine warme, geborgene Atmosphäre und tragen zum Wohlbefinden der Bewohner*innen bei.
Durch die Holzfassade und farblich an die Klinkerfassade der Bestandsbauten anagepasste Markisen, entsteht eine gestalterische Einheit des gesamten Ensembles.
Darüber hinaus soll die entstehende Architektur nachhaltig und umweltfreundlich sein. Dies geschieht durch die Integration von grünen Technologien wie Solarenergie, Regenwassernutzung und einer Klimaneutralität im Betrieb. So kann das Kloster nicht nur seinen ökologischen Fußabdruck verringern, sondern auch als Vorbild für andere Vorhaben dienen.
Modell 1:500, © BBMG - Béla Berec
Ansichten 1:200
Schnitt "Hortus Conclusus"
NACHHALTIGKEIT
Die neuen Gebäude sollen alle kreislaufgerecht erstellt werden, um die Baustoffe schadfrei einzulagern. Alle Dächer werden begrünt und mit PV ausgestattet. Das optimierte A/V-Verhältnis, hochgedämmte Fassaden und ein moderater Fensterflächenanteil, schaffen energetisch effiziente Gebäude.
Die Fertigung erfolgt in vorfabrizierter Holzmodulbauweise. Das garantiert ein schnelle und präzise Ausführung und eine geringere Baustellenbelastung für den Bestand.
Ein weiterer Aspekt der Nachhaltigkeit der Neubauten ist eine kellerfreie Ausführung. Alle Gebäude sind so in die Topographie eingebettet, dass möglichst wenig Erdreich bewegt werden muss. Die einzig erdberührende Wand, ist die der Parkgarage unterhalb des gerontopsychiatrischen Baukörpers.
Materialien aus der Urbanen Mine, z.B. Böden aus Altholzdielen, komplettieren den kreislaufgerechten Ansatz.
Modell 1:500, © BBMG - Béla Berec