2.Preis – CO2-NEUTRAL: Sport-&Freizeitzentrum mit Bergwacht und Marktscheune, Bernau i.Schwarzwald
Charakterportrait
Lageplan mit Greenbox Landschaftsarchitekten Köln/Stuttgart
STARKE GESTE!
Die Natur und die gelebte Kultur sollen beim Neu- und Erweiterungsbau ”FreiZeit Bernau” im Vordergrund stehen. Er präsentiert sich als ruhiger und kräftiger Baukörper, der sich selbstbewusst in der Landschaft behauptet. Die Kubatur des bestehenden Musiksaals wird aufgenommen und entlang der Zufahrtsstraße und der fallenden Topographie stringent weitergeführt. Dadurch entsteht ein starker Baukörper, der ins Tal schaut und mit seiner wohl akzentuierten Fassade die BesucherInnen empfängt. Das große, hutartige Dach wird dabei aus der traditionellen Architektur des Schwarzwaldhauses abgeleitet. Der fallende Hang wird genutzt, um die verschiedenen Einheiten, der Raumhöhen und Nutzungen entsprechend, zu staffeln. Der Bereich der Marktscheune und der Gastronomie bilden das Herzstück. Sie präsentieren sich als heller und offener Empfang. Die Nutzungen für Campingplatz und Vereine sind im hinteren Teil des Gebäudes in Fortführung des Bestandes angesiedelt. Durch den Geländeversprung wird hier die geringere Deckenhöhe sinnvoll genutzt. Der Parkplatz wird gegenüber dem Eingang platziert und von einer leichten PV-Überdachung, die als innovativ interpretiertes Baumfeld
ausgestaltet ist, verschattet. Die Sporthalle wird im Gelenk zwischen Sportplatz und Campingplatz verortet. So liegt der Parkplatz mit 75 Stellplätzen in zentraler Lage zu allen neuen Bausteinen.
Freiraumkonzept mit Greenbox Landschaftsarchitekten Köln/Stuttgart
NATUR PUR.
Ein Platzspiegel legt sich als Passepartout um das Gebäude und bildet die “Gemeinsame Mitte” als Dreh- und
Angelpunkt des neuen Sport- und Freizeitzentrums. Durch den Belagswechsel im Fahrbahnbereich erhält der Neubau
einen angemessenen und multifunktionalen Vorplatz. Als Gegengewicht zur starken Geste des Gebäudekörpers fügen sich Campingplatz und Parkplatz selbstverständlich in die bewegte Topografie der Schwarzwaldlandschaft ein. Vorhandene Potentiale wie Bestandsbaum und die kleine Bachaue der Bernauer Alb, werden in das Konzept integriert. Die Aue wird durch eine Blühwiese aus heimischen Arten gesäumt. Der leichte Schwung des Bachlaufes wird in seiner Formsprache aufgegriffen und zieht sich als sanfte Terrassierung durch das Gelände. Gehölzpflanzungen aus Eichen und Kiefern sowie die “Solar-Tree´s” richten sich locker entlang des Geländes aus und lassen abwechslungsreiche Räume und spannende Blickbeziehungen entstehen. Im Sinne der Nachhaltigkeit soll ein möglichst niedriger Versiegelungsgrad über einen großen Anteil Rasenfugenpflaster im Camping- und Parkplatzbereich erreicht werden. Ein robustes Pflaster aus regionalem Naturstein bildet den Platz um das Gebäude aus. Plätze, die besondere Orte entlang der Wege bilden, werden über Massivholzbänke aus regionalem Holz bespielt.
- Greenbox Landschaftsarchitekten
© BBMG - Béla Berec
© BBMG - Béla Berec
Schnitte 1:500
Ansicht Ost/West 1:500
RADIKAL EINFACH
Ein langes Haus aus Holz.
Wirtschaftlichkeit und Angemessenheit finden schon im Entwurf Ihren Ursprung – dieser Grundsatz gilt für einen
Holzbau in ganz besonderem Maße. So auch hier: eine Rahmenkonstruktion aus Holz, vielfach nebeneinandergestellt. Sie bildet das freispannende und selbst tragende Gerüst des Umhüllenden. Mit ihr lassen sich die bestehenden Gebäudeteile ebenso einhausen wie neue überdachen. Über die Strecke immer gleich. Nur an den Stirnseiten des langen Hauses abgewalmt. Tradition und Moderne ohne Widerspruch. Nicht in der Gestalt und nicht in der Konstruktion. Weder im Stabwerk noch in der Fügung. Aufgelöste Rahmenecken erlauben schlanke Stabquerschnitte, dünne Schlitzbleche mit selbstschneidenden Stabdübeln schließen die Kräfte kurz – fast unsichtbar und überaus leistungsfähig. Die Dachbinder werden belegt mit großformatigen Massivholzplatten, darüber ein bauphysikalisch robuster Warmdachaufbau aus Holzfaserdämmung und hinterlüfteter Dachhaut. Die räumliche Steifigkeit und Stabilität des Gebäudes wird über die als Scheibe ausgebildeten Dachplatten in Verbindung mit den Rahmen und wenigen Streben aus Holz in den Längsfassaden gewährleistet. Alles ganz logisch und traditionell, alles sehr einfach. Bleibt noch der Hinweis, dass für diese Konstruktion
durchgehend heimisches Holz verwendet werden kann und dass mit dieser Struktur des langen Hauses maximale Flexibilität für jedwede Einbauten besteht – sowohl in der Materialität als auch in der Konstruktion. Bei der Bodenplatte werden mutige und nachhaltige Wege gegangen, die in der Tradition des Lehmbaus ihre Wurzeln haben. Auf eine herkömmliche Bodenplatte aus Beton wird verzichtet. Stattdessen wird aus hochverdichtetem Stampflehm über mehrere Schichten der Bodenaufbau hergestellt. Die Streifenfundamente der Rahmen werden aus reversiblen Ökostones aus R-Beton hergestellt. Die Zugbänder zwischen den Fußpunkten der einzelnen Holzrahmen werden als einfacher Flach-Edelstal im Untergrund geführt.
- Gordian Kley v. MERZKLEYPARTNER
Tragwerksaxonometrie
“FORM FOR BEST FUNCTION”
Alle Nutzungen werden unter einem großen Dach vereint. Dabei gibt die Fassadengestaltung durch ihre spezifischen
Öffnungsgrade Auskunft über die Nutzungen. Kurze Wege und der weitgehende Verzicht auf Verkehrsflächen sind ein Schlüssel zu einer wirtschaftlich funktionalen Bauweise. Das Gebäude nimmt in der Grundrisstypologie die Gliederung der Konstruktion auf und bildet dadurch eine klare und modulare Verteilung der differenzierten Nutzungen. Diese Modularität führt zu einer großen Flexibilität, mit der auf verschiedene Nutzungsszenarien über den Lebenszeitraum des Gebäudes reagiert werden kann.
Energiekonzept mit Transsolar Stuttgart/München
KLIMAPOSITIV: 3000t CO2 ERSPARNIS!
Die Entwicklung zum klimaneutralen Gebäude basiert auf 5 Schritten: (1) Optimierung der Orientierung für Tageslicht, Solarenergie und Außenkomfort, (2) Reduktion der Grauen Energie also der CO2 Emissionen durch Gebäudeherstellung durch Verwendung biogener Baustoffe, (3) Minimierung des Nutzenergiebedarfs, (3) Maximierung der Energieeffizienz von technischen Systemen, (4) Deckung des Energiebedarfs und Kompensation der CO2 Emissionen durch Herstellung und Betrieb mit den erneuerbaren Energien am Standort. Für die Gebäude sollen in erster Linie nachhaltige und rezyklierbare Baustoffe eingesetzt werden. Das Gebäude soll in Holzbauweise erstellt werden. Die verbleibenden Bauteile, die in Beton hergestellt werden müssen, sollen mit CO2-armem Zement hergestellt werden. Somit weist das Gebäude einen minimalen CO2-Fußabdruck für die Gebäudeherstellung auf. Das Gebäude soll durch das low-tech Konzept möglichst
robust betrieben werden. Das bedeutet, dass bewusst weitestgehend auf aufwändige Technik wie zum Beispiel
Lüftungsanlagen und Kältetechnik verzichtet wird. Stattdessen soll mit passiven Maßnahmen ein sehr
guter Komfort erreicht werden. Die Räume werden über Fensterlüftung natürlich gelüftet. Für den Gastrobereich soll ein dezentraler Lüftungsansatz für zugluftfreie Frischluft mit geringem technischem Aufwand sorgen. Für Gastro und Küche werden die Luftwechsel auf das hygienische Minimum reduziert. Im Sommer können über die Kombination von Nachtlüftung und thermischer Masse angenehme Temperaturen erreicht werden. Die Fassaden werden so optimiert, dass bei einem reduzierten solaren Eintrag eine gute Tageslichtversorgung gewährleistet ist.
Die integrierte PV Anlage auf dem Gebäudedach sowie auf den Parkplätzen erzeugt regenerativen Strom am Standort. Zur Erhöhung des Autarkiegrades bzw. des Eigennutzungsanteils sollen die Batteriespeicher von Elektrofahrzeugen mit in das ganzheitliche Energiekonzept eingebunden werden. Die Wärmeversorgung wird über eine Erdsondenwärmepumpe realisiert. Teile der PV Anlage werden als PVT Kollektoren zur Brauchwassererwärmung
ausgeführt. Mit diesem synergetischen und integralen Konzeptansatz erreicht das Gebäude Klimaneutralität im Lebenszyklus. Ziel ist es, die CO2 Emissionen für Gebäudeherstellung und Betrieb innerhalb der nächsten 20 Jahre durch den eigens erzeugten regenerativen Strom zu kompensieren.
- Mit Daniel Kielmann von Transsolar
Kreislaufstrategie
Nutzungen und Strategien
LOKALE MITTEL & KREATIVE LÖSUNG
Die Baukultur im Schwarzwald ist über Jahrhunderte aus dem nachhaltigen Umgang mit knappen Ressourcen
entstanden, so soll auch der Bestand und die darin gespeicherte graue Energie erhalten und elegant in
den neuen Holzbau integriert werden. Die Konstruktion basiert auf materialgerechtem und minimiertem Einsatz.
Das Material wird wo möglich aus der urbanen Mine, aus lokalen Rückbaubaustellen bezogen. Im Inneren kommt
unbehandelte Weißtanne und Fichte zum Einsatz, gemäß dem Prinzip Rohbau = Ausbau. An sinnvollen Stellen erhalten die Einbauten Lehmputzoberflächen die das Raumklima unterstützen, so ist eine Plus - Co2-Bilanz und eine “einfache” Baustelle im naturnahen Raum möglich.
Ansicht Nord 1:500
RUBIKS-ROOM
Die hohe Flexibilität der Flächen-Schaltbarkeit ermöglicht in allen Bereichen die agile Raumnutzung. Das
Zusammenspiel der differenzierten Nutzungen basiert auf maximaler Funktionalität bei minimaler Besetzung und
hohem Besucheraufkommen.
Ansicht Süd 1:500
MARKTSCHEUNE
Die Marktscheune bildet den Auftakt- und Eingangsbereich innerhalb des Gebäudes. Sie funktioniert wie ein Sammler und Verteiler und ist so situiert, dass die Typologie den Strom der ankommenden BesucherInnen kanalisiert. Hier werden lokale Produkte und ein integriertes Kühlregal in den Mittelpunkt gestellt.
Um die Orientierung zu erleichtern, wird eine zentrale Theke in der Marktscheune situiert – hier werden Alle empfangen.
Intuitiv werden die differenzierten Angebote eindeutig ersichtlich. Im rückwärtigen Bereich der Theke, hin zum Panoramablick und dem Talhang, ist die Gastronomie verortet. Diese ist für unterschiedliche Nutzungsszenarien und Tagesanforderungen ausgelegt. Sie kann einerseits nach dem “Rastättenprinzip” funktionieren, wenn viele Menschen mit großem Hunger in Stoßzeiten versorgt werden möchten. Andererseits ist sie im “Apres-Ski-Szenario” für die Abende auch ohne Essensausgabe zugänglich.
SKIverleih/Shop
Die Ausgabe der Skier und der Shop bilden das Pendant zur Gastronomie - sie liegen gegenüber im gemeinsamen
Marktscheunenbereich. Im Tagesbetrieb kann hier, wie in einer “Schleuse”, den Anforderungen der Skigäste Rechnung getragen werden. Nach der Ski-Ausgabe zur rechten und den Kaufartikel zur linken gelangt man zur Kasse. Nach dem Bezahlen tritt man aus dem Gebäude und erreicht auf kurzem Weg den Skilift. Hier wurde eine Pufferzone berücksichtigt, um auf hohen Andrang reagieren zu können. Der Betriebsraum hat einen direkten Blick auf die Liftanlage.
Bergwacht
Die Bergwacht orientiert sich mit den Toren direkt zur Zufahrtsstraße. Der gebührende Abstand zur Straße und zum Haupteingang des Gebäudes sichert die Ausfahrt im Einsatzfall. Der Funkraum sitzt im Bereich der Ausfahrt mit Blick in die Halle und auf die Straße - das schafft zusätzliche Sicherheit. Aufenthaltsbereich und Funkraum im OG liegen Rücken an Rücken. Die gemeinsame Nutzung der Toiletten ist direkt angrenzend gewährleistet.
Camping/Sport
Die sanitäre Camping-Versorgung und Umkleiden bilden einen eigenen Gebäudeteil im westlichen Teil des Riegels. Hier steht der soziale Kontakt und Austausch im Mittelpunkt. Durch die Struktur der Konstruktion wird auch hier die Flexibilität deutlich. Die Umkleiden und Duschen lassen sich zusammenschalten mit den Nutzungen des Campings. So können später problemlos auf wandelnde Anforderungen reagiert werden.
Kreislaufgerechte Baukonstruktion
© BBMG - Béla Berec