Artikel im Münchner Merkur

Umgestaltung Bahnhof Holzkirchen: So sehen die Siegerentwürfe aus

Stellten am Donnerstag die Entwürfe vor: (v.l.) Isabella Britze vom Bauamt, Vize-Bürgermeisterin Birgit Eibl, Josef Walser, Leiter Bauamt-Verwaltung, und Wettbewerbsbetreuer Martin Gebhardt. © Steffen Gerber

Wie der Bahnhof Holzkirchen als Mobilitätsdrehscheibe der Zukunft aussehen könnte, darüber haben sich zehn Architekturbüros die Köpfe zerbrochen. Jetzt gibt es drei Preisträger, die Entwürfe sind in einer Ausstellung zu sehen.

Holzkirchen – Mit ihrem eigenen Bahnhof haben die Stuttgarter nicht unbedingt ein glückliches Händchen bewiesen. Mit dem Entwurf eines Stuttgarter Architekturbüros für die Neuordnung des Bahnhofsareals in Holzkirchen dagegen war das Preisgericht aus Architekten, Stadt- und Verkehrsplanern, Gemeinderäten und sachverständigen Vertretern von Deutscher Bahn, RVO, Verwaltung und Behörden hochzufrieden. „Das funktioniert“, befand Architekt und Stadtplaner Martin Gebhardt vom Büro Dömges, das das Verfahren für die Marktgemeinde begleitet.

In einem städtebaulichen Wettbewerb haben sich zehn Büros mit Entwürfen beteiligt, Am Freitag vor einer Woche hat die Jury aus zehn Einsendungen die Sieger gekürt, die am Donnerstag in der Aula der Grundschule I präsentiert wurden. Die Wettbewerbssumme beträgt 81 000 Euro, davon 45 000 Euro für die Preisgelder der Plätze 1 bis 3 und den Anerkennungspreis.

Die Sieger: Den 1. Preis im städtebaulichen Wettbewerb fürs Bahnhofsareal holten Manuel Rausch (r.) und Zosine Seybold vom Stuttgarter Büro Studio-MRA.  © Steffen Gerber

Die Anforderungen

52 000 Quadratmeter Fläche gilt es neu zu ordnen, um eine Mobilitätsdrehscheibe der Zukunft zu bekommen. Wesentliche Flächen sind im Besitz der Bahn. „Die Bahn war nach einer Aufwärmphase sehr kooperativ“, berichtet Gebhardt. Rund 17 000 Personen nutzen werktags den Bahnhof Holzkirchen. „Ganz Holzkirchen legt sich einmal am Tag am Bahnhof um“, machte Zweite Bürgermeisterin Birgit Eibl deutlich, die bei der Präsentation Rathauschef Christoph Schmid vertrat.

Klarer Favorit des Preisgerichts: Der leicht abgesetzte Bereich zeigt den überplanten Umgriff des Bahnhofs mit Mehrparteienhäusern und Parkhaus mit Nahversorger im Norden (l.) und dem Vorplatz (r.). „Wenn man es kaum sieht, ist das ein gutes Zeichen“, meint Architekt Manuel Rausch: Dann füge sich die Neuplanung gut in die vorhandenen Strukturen ein. © Steffen Gerber

Die Auslobung des Wettbewerbs hat den Planern eine ganze Litanei an Vorgaben und Wünschen mitgegeben, darunter ein „Haus der Bildung, Beratung und Begegnung“ für gemeinwohlorientierte und gesellschaftliche Nutzungen wie Kurse und Beratung, Platz etwa für die Holzkirchner Tafel oder die Mindestzahl von 450 Pkw-Stellplätzen, das Gros in einem Parkhaus, das – eingebettet ins Verkehrsentwicklungskonzept – auf der Nordostseite des Bahnhofs neben dem früheren Ladehof und der Erlkamer Straße stehen soll. Aus mehreren Bürgerbeteiligungsrunden seit 2019 waren ebenfalls viele Anregungen aufgenommen worden. Vor allem im Fokus: ein Bahnhofsplatz mit Aufenthaltsqualität. „Es war uns ein Anliegen, das Entree schöner zu gestalten“, fasst Eibl das Ansinnen des Gemeinderats zusammen.

Die Aufgabenstellung war für die Planer nicht ohne, berichtete Architekt Manuel Rausch, dessen Büro nun den 1. Preis bekam. Er habe sich zunächst gedacht: „Puh, aus den ganzen Problemen soll guter Städtebau werden?“

Der 1. Preis

Der Knackpunkt für das Architekturbüro Studio-MRA war der Bahnhofsplatz, erklärt Gründer Manuel Rausch. „Ein Platz funktioniert als Platz nur, wenn alle Straßen auf ihn zulaufen“, erklärt der Architekt. „Bisher läuft es daran vorbei.“ Die Planung nimmt Straßen- und Sichtachsen auf. „Wir haben das eher als vernetzte Stadt gedacht.“

So geht es weiter

Die drei Preisträger sind qualifiziert für die Ausschreibung einer detaillierteren Planung. „Es gibt noch keinen Zeitplan, aber alle Beteiligten wollen das zeitnah verfolgen“, so Gebhardt. Bis ein Rahmenplan stehe, dürften dann noch mal zwei, drei Jahre vergehen, schätzt Isabella Britze vom Bauamt, die der Jury angehörte. Städtebauliche Entwürfe sind eine Zukunftsvision, angelegt auf zehn bis 15 Jahre. Auch wenn der Weg lang ist – er lohnt, davon ist Gebhardt überzeugt: „Der erste Schritt muss zum letzten passen.“ So lang wie bei Stuttgart 21, scherzt Rausch, werde es in Holzkirchen nicht dauern.

Ausstellung der Entwürfe

Bis Samstag, 23. April 2022, sind alle eingereichten Entwürfe für das Bahnhofsareal in der Aula der Grundschule an der Baumgartenstraße ausgestellt. Geöffnet ist die Ausstellung am Karsamstag von 13 bis 18 Uhr, Ostermontag von 11 bis 18 Uhr sowie Dienstag bis Samstag, 19. bis 23. April, von 13 bis 18 Uhr (Ostersonntag ist geschlossen).

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