PARTIZIPATION: PLANWERKSTATT – Schlossberg, Pforzheim
Mittendrin – Leben am Schlossberg.
Unser Beitrag im kooperierenden Werkstattvefahren, Oktober 2022 – März 2023
Auftraggeberin Stadt Pforzheim
STUDIO-MRA mit D.S.,A&S
Weitere Planungsteams
+ Studio Malta, Lavaland + Treibhaus Berlin
+ Agence Ter
Neubau am Schlossberg, mit der freundlichen unterstützung von undefined Wunderlich Solutions GmbH - Kirchenscan 3D
PROLOG.
Ein modernes Entree als Visitenkarte für Pforzheim! Dieses Credo bildet das ambitionierte Leitbild für die Entwicklung des Schlossbergareals. “Nicht mit dem Hammer, aber auch nicht mit Samthandschuhen” wurden die komplexen Synergien am Schlossberg unter die Lupe genommen. Wie viel kann, wie viel darf und wie viel muss? - Wir haben zugehört, versucht, die vielfältigen Stimmen zu verstehen und anschließend zu transformieren. In einer Sache sind wir uns sicher: Der Schlossberg ist für ALLE da!
Modell 1:500
Lageplan 1:500
FREIRAUMSEQUENZ.
Die Freiraumgestaltung greift die Identität der mannigfaltigen Orte rund um den Schlossberg auf und verbindet sie mit sinnvollen Funktionen, um sich mit Bestehendem zu verweben.
Kulturachse.
Als Auftakt am Bahnhof wird das neue Entree als einladendes und repräsentatives Stück Stadt gestaltet. Die Leitidee entsteht dabei aus Sicht des Menschen. Schattenspendende indigene Baumarten säumen den Abstieg zu vielfältigen Erlebnisstätten und gastronomischen Einrichtungen. Barrierefrei von der Unterführung auf die Kulturmeile. Stadtraum neu gedacht: Nicht für das Auto, sondern für die Menschen entworfen, schlängelt sich der grüne Stadtraum hinab zum neuen “Reuchlinplatz”. Die Kirche soll als Anker, Mittelpunkt und auf Augenhöhe forciert werden. Dazu bildet ein erster hölzerner Baustein den Auftakt und stärkt den Rand des Schlossbergs.
Kirchengarten.
Der obere Bereich des Kirchengartens wird zur grünen Kulturmeile großzügig geöffnet. Eine Treppe mit Sitzstufen, sowie ein barrierefreier Zugang, über die bestehende Unterführung, schaffen einen neuen Eingang. Bauminseln gliedern den Bereich und bewahren die ruhige Atmosphäre des Kirchengartens. Durch die gewährten Einblicke entsteht Aufenthaltsqualität für alle und zusätzliche soziale Kontrolle.Temporäre Veranstaltungen machen diesen Ort von Zeit zu Zeit zum Hotspot.
Reuchlinplatz.
Das autofreie Quartier beginnt bereits vor dem neuen Platz, am Fuße des Hauptportals der Kirche. Durch die geschickte Platzierung eines zusätzlichen Gebäudes an der Ostseite des Jobcenters, sowie der neuen Bebauung entstehen Raumkanten, die den Reuchlinplatz formen. Gleichzeitig bleibt die Blickbeziehung zwischen Blumenhof und Schlosskirche unberührt. Durch die geschickte Platzierung einer Bühnenskulptur, die den Blick zum Marktplatz nicht beinträchtigt, werden die Stufenanlagen vor der Kirche zu einer Tribüne transformiert.
Umfeld Leitgastturm.
Hier stehen Bewegung, Spiel und Spaß im Vordergrund. Der Hang wird tektonisch gegliedert. Er ermöglicht durch die Terrassierung vielfältige Nutzungen und bildet einen interessanten Raum, der die Möglichkeit zu individueller Aneignung bietet.
Durch die Setzung einer neuen Gebäudeformation im Bereich des ehemaligen Kindergartens wird der Leitgastturm in die umgebende Arrondierung eingebunden. So wird der Turm in Kombination mit der historischen Stadtmauer gestärkt. Durch die Freilegung der fußläufigen Verbindung zwischen Kirchengarten und Leitgastturm werden diese historischen Elemente erlebbar.
Die Öffnung des Schulhofs hin zum Kirchengarten erfolgt durch sensible Eingriffe ind die Stadtmauer. Damit kann die Qualität des Kirchengartens in Form eines grünen Klassenzimmers genutzt werden.
Lernachse.
Die Lernachse wird über die Horizontale mit dem Schlossberg verbunden und sorgt für zusätzliche Aktivierung der bisher unterrepräsentierten Bereiche.
Verknüpfung und Mobilität
Stärkung Nukleus
Skizze Reuchlinplatz
Skizze Vogelperspektive
Modell 1:500
IDENTITÄT.
“Change is the only Constant” ist eine treffende Beschreibung für die bauliche Evolution rund um den Schlossberg. Die “baumringartige” Entwicklung der Bebauung rund um den Nukleus der Schlosskirche, ergibt ein einzigartiges Ensemble der nachkriegsmodernen Baukultur.
Durch das Hinzufügen einer neuen Zeitschicht wird der historische Bestand gestärkt. Die Schlossberghöfe konterkarieren die Nachkriegsmoderne. Diesem wird eine neue Bebauung entgegen gesetzt, welche auf der einen Seite die historischen Fragmente wertschätzt und andererseits der Hofsturktur ein würdiges Gegenüber bildet, sich dabei aber bewusst nicht auf die Schlossberghöfe bezieht.
Neubau.
Der Neubau formuliert die These eines modernen Wohnens in der Kernstadt. Das Erdgeschoss öffnet sich zu allen Seiten und belebt den Raum im ehemaligen Strassenbereich. Damit wird die historische “Pfarrgasse” zu neuem Leben erweckt. Hier ermöglichen Gemeinschaftsküchen, qualitativ ansprechende Waschküchen, ein Repaircafé sowie eine Nähwerkstatt oder ein Unverpacktladen ein lebendiges Miteinander. Das ehemalige Jugend- und Gemeindezentrum reagierte in seiner Kubatur und auf sehr selbstbewusste und doch sensible Weise auf die prägnante Silhouette der St. Michaels Kirche. Diese Idee soll in der Höhenentwicklung und dem städtebaulichen Rhythmus wieder aufgegriffen und in der vorgeschlagenen Bebauung entlang der "Samba Kurve" umgesetzt werden. Die Dachlandschaft interpretiert dabei die historische Bebauung und transferiert sie in die Neuzeit. In den Obergeschossen ist durch die flexible Grundrissgestaltung, Mehrgenerationen- und Clusterwohnen möglich. Zur Nordseite sind Küchen und Schlafräume situiert. Private und gemeinschaftliche Aussenbereiche ergänzen die vielfältigen Wohnqualitäten.
Verikaler Garten und Blick zum Luthersaal
BESTANDSERHALT & NACHHALTIGKEIT.
“Verbietet das Bauen” mit dieser Streitschrift trifft Daniel Fuhrhop den Nerv der Zeit.
Warum etwas “entfernen”, das Besser nicht neu "entstehen" kann - schon gar nicht CO2 sparender. Mit dieser These wird behutsam jeder der bestehenden Bausteine des Quartiers auf den Prüfstand gestellt. Aber wenn schon nicht erhalten, dann wenigstens weiter- oder wiederverwenden. Mit “Urban Mining” soll der Bestand kritisch auf seine nutzbaren Ressourcen untersucht werden.
Axonometrie Luthersaal
Innenraum Luthersaal
MODERNE MOBILITÄT UND URBANES LEBEN.
Ein autofreies Quartier erfordert neue Ideen, um unseren Bedürfnissen gerecht zu werden.
Dank Elektroantrieben gelingt dies sowohl mit Lastenrädern als auch mit kleinen E-betriebenen Handleiterwagen, wie sie beispielsweise in Bahnhöfen zum Einsatz kommen. Die verschiedenen Mobiltätsgeräte können in Zukunft in Mobilityhubs ausgeliehen werden. Platz dafür findet sich zum Beispiel im Erdgeschoss neu gesetzter Bausteine sowie im Untergeschoss des Luthersaals, oder in der Garagenebene unterhalb der Kita.
Der Müll könnte, wie in den engen Gassen kleiner toskanischer Dörfer, mit einem E-Piaggio abgeholt werden. Auch die Idee der 15 Minuten Stadt lässt sich hier leicht realisieren. Je kürzer alles in unmittelbarer Nähe ist, desto weniger Energie wird dafür benötigt. Auch die Lage zum Hauptbahnhof spricht für diesen Ansatz.
Luthersaal