»Beschaulich und realisierbar« -Titelt der Gießner Anzeiger

Stand: 06.03.2024, 19:09 Uhr, von: Thomas Wißner; »Beschaulich und realisierbar«

Preisverleihung "Pfiffikus"
So sieht der prämierte Pfiffikus-Entwurf aus. © Thomas Wißner

Im Foyer des Wettenberger Bürgerhauses begrüßte Bürgermeister Marc Nees die Preisträger des Realisierungswettbewerbs, als er die Ausstellung aller Arbeiten eröffnete, die im »Dorfkrug« zu sehen ist.

Wettenberg (twi). »Ein Haus wie ein Dorf« betitelt das Stuttgarter Studio für nachhaltige Architektur MRA seinen nun mit dem ersten Preis ausgezeichneten Vorschlag zum Neubau der Kindertagesstätte »Pfiffikus« in Wißmar. Im Foyer des Bürgerhauses konnte Bürgermeister Marc Nees die Preisträger des Realisierungswettbewerbs begrüßen, als er die Ausstellung aller Arbeiten eröffnete, die nun während der Öffnungszeiten der Gaststätte »Zum Dorfkrug« bis einschließlich 20. März jeweils täglich (außer montags) von 17 Uhr bis 23 Uhr über den Gaststätteneingang besucht werden kann.

Aus 100 Bewerbern 20 ausgelost

Über 100 Bewerbungen gab es, 20 wurden letztendlich für den Wettbewerb ausgelost und von diesen gaben 19 Teilnehmer einen Vorschlag ab, wie Elisabeth Schade seitens des den Wettbewerb betreuenden Planungsbüro PlanES aus Gießen mitteilte. Während auf Wunsch der Gemeinde vier regionale Büros gesetzt waren, wurden die 16 anderen Teilnehmer ausgelost, darunter auch ein Teilnehmer aus Spanien, der sich an dieser europaweiten Ausschreibung beteiligt hatte.

»Ich bin als Mitglied des Preisgerichts sehr dankbar, dass es gelungen ist und wir uns am Ende deutlich auf die ersten drei Plätze einigen konnten. Besonders beeindruckt beim Gewinner hat mich der erste Satz, das afrikanische Sprichwort ›Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf‹. Insgesamt war es auch von der Ausgestaltung das, was wir uns vorstellen können«, so Nees. Das Preisgericht bestand aus Vertretern der Gemeinde und des Landkreises Gießen, Bürgermeister Marc Nees sowie mehreren Architekten.

Die Bewertung erfolgte anhand verschiedener Kriterien wie Raumprogramm, Barrierefreiheit, Energieeffizienz sowie planungs- und baurechtliche Umsetzbarkeit. Das Preisgericht kürte die Architekten-Partnerschaft Schaltraum aus Hamburg zum zweiten Gewinner. Platz drei belegten die Stuttgarter Lima-Architekten. Eine Anerkennung erhalten zudem Falk & Kremer Architekten (Karlsruhe). Das Preisgeld beträgt insgesamt 42 500 Euro (netto).

Auch Bauamtsleiter Kai Mandler sprach von einem wunderbaren Sieger-Entwurf: »Das Schöne an so einem Wettbewerb ist, man bekommt viele Vorschläge, was geht auf ein Grundstück. Die ersten beiden wären realisierbar, der Erste noch mehr als der Zweite«, so Mandler. Nun muss jedoch auch noch der Bebauungsplan angepasst werden, weil auf der 6368 Quadratmeter großen Grünfläche in unmittelbarer Nachbarschaft zur Feuerwehr und Grundschule eine Ausgleichsfläche vorgesehen war. Der neue Standort liegt etwa 430 Meter Luftlinie vom derzeitigen Standort der Kita entfernt. Zum weiteren Vorgehen erklärten Mandler und Schade, dass es nun ins Gespräch mit den drei Preisträgern geht und Honorarangebote abgegeben werden. Bereits vom Preisgericht gemachte Verbesserungsvorschläge werden mitgenommen.

Ausschreibung im Frühjahr 2025

»Deshalb kann es sich noch verändern bei der Abgabe. Das Vergabeverfahren ist von daher spannend«, so Schade. Sollte alles gut laufen, dann soll die Ausschreibung im Frühjahr 2025 erfolgen, so- dass mit einer Fertigstellung Anfang 2027 gerechnet wird. Der Preisträger-Entwurf besticht durch seine Gliederung in drei selbstständige Häuser, die, zwar aneinandergebaut und lediglich durch eine kleine Glasfuge getrennt, vermittelt jedoch den Eindruck eines beschaulichen Dorfes, während in den einzelnen Häusern jeweils die Gruppenbereiche untergebracht sind.

»Von der Straße ›Zum Festplatz‹ bis in den Gartenbereich staffeln sich die drei Häuser mit ihren Pyramidendächern. Sie werden durch einen Weg entlang der Grundstücksgrenze zur Feuerwehr aus Westen und Norden erschlossen und bilden durch den Versatz des mittleren Hauses einen schön gestalteten Eingangsplatz, dessen Mittelpunkt der zu erhaltende Kirschbaum ist«, urteilte das Preisgericht beim Gewinnervorschlag.

Sechs Kita-Gruppen

Die neue Kita für 124 Kinder sieht insgesamt sechs Gruppen, zwei Gruppen U3-Betreuung für jeweils zwölf Kinder und vier Gruppen Ü3-Betreuung mit jeweils 25 Kindern, vor. »Die beiden ersten Plätze waren unsere Favoriten, wir waren aber nicht stimmberechtigt«, verriet Pfiffikus-Leiterin Stephanie Nitsch, die zudem darauf verwies, dass auch ein Ausweichraum für die Natur-Kita dazugehört.

»Der Kirschbaum, um den sich alles dreht, wird zum Gelenk und dient als natürliche Landmarke. Er fungiert als identitätsstiftender Anker, um den großzügigen Eingangsbereich der neuen Kita Pfiffikus zu markieren. Die Hol- und Bringzone wird zur Straße ›Am Festplatz‹ situiert und vom Fußgänger- und Radfahr-Zugang zum Gelände separiert. Weitere Stellplätze liegen im Norden des Grundstücks«, fasste seitens der Preisträger Architekt Manuel Rausch zusammen. »Es ist nicht mehr nur ein Kindergarten, es soll ein Familienzentrum werden«, so der Erste Beigeordneter Ralf Volgmann, der auch für die Kita-Belange der Gemeinde verantwortlich zeichnet.

Preisverleihung "Pfiffikus"
Wettenbergs Bürgermeister Marc Nees im Gespräch mit dem Preisträger-Architekten Manuel Rausch. Fotos: Wißner © Wißner

Der Beschluss zu einem Neubau wurde nicht zuletzt aufgrund eines weitreichenden Schimmelbefalls im Untergeschoss des bisherigen Kita-Gebäudes getroffen, trotz Sanierungsmaßnahmen vor einigen Jahren ist die Bausubstanz insgesamt unzureichend und die Flächenverhältnisse nicht optimal. Die Gemeinde Wettenberg hatte sich entschieden, das Verfahren als Wettbewerb zu gestalten, dessen Ergebnisse nun als Grundlage für die weiteren Planungsschritte dienen sollen.

Quelle: Gießener Anzeiger

Zurück zur Übersicht