Ein 3.PREIS – Holzbau Bäderlandschaft, Schwelm
Blick auf den Aussenbadebereich
Schwimmerbecken mit Sprungturm
Städtebauliche Leitidee und Qualität
Der Neubau greift die Geschichte Schwelms als Thermal- und Kurort auf und führt sie als moderne Interpretation in die heutige Zeit. Am Standort des ehemaligen Schwelmenbades. entsteht ein Kleinod des Wohlfühlens, mitten im Grünen. Der Baukörper positioniert sich dabei als starker Solitär selbstbewusst im Park. Das ephemer anmutende Erscheinungsbild, lässt eine Leichtigkeit und Frische im Park entstehen. Ein kubischer, reduzierter Baukörper bildet eine kraftvolle Figur, integriert sich aber dennoch einfühlsam in die Gesamtsituation und verspricht dabei nicht zuletzt ein hohes Alleinstellungsmerkmal und einen großen Wiedererkennungswert.
Der Neubau präsentiert sich als eingeschossiger, rechteckiger Baukörper mit einer Akzentuierung im Bereich der Schwimmbecken. Der Baukörper bildet so die innere Nutzung des Bades nach außen hin ab. Durch eine geschickte Positionierung wird er zum Dreh- und Angelpunkt der Anlage und schafft eine selbstverständliche Zonierung von Ankommen und Erholung.
Die PKW-Stellplätze schließen im Südwesten des Baukörpers an den Vorplatz an. Der großzügige Eingangsbereich ist von der Schwelmestraße eindeutig identifizier- und gut sichtbar. Die Außenbecken mit den übrigen Freizeitangeboten grenzen im Südosten an den Neubau an. Der Hang im Norden des Gebäudes bleibt als naturnahe Liegewiese erhalten, welche den Schwelmern auch als „Liebesweise“ bekannt ist. Die Außenschwimmbecken sind so platziert, dass ein Blickbezug aus dem Innenraum auf die sonnigen Liegewiesen und den Aktivpark besteht. Die Platzierung der Außenbereiche in Richtung Südosten und ihre klare Abgrenzung durch den Baustein selbst, gewährleistet einen guten Lärmschutz für die angrenzende Wohnbebauung.
Durch das Erscheinungsbild und die Positionierung des Baukörpers in zentraler Lage auf dem Grundstück, entsteht zugleich eine angemessene Einbettung in die Umgebung, als auch ein starker, eigenständiger Stadtbaustein. Der zukünftig als neues Ganzjahresbad die verschiedenen Interessen der Schwelmer Stadtbevölkerung eint.
Modellfoto Bäderlandschaft in Schwelm © BBMG - Béla Berec
Lageplan 1:500 mit von K
Gestaltung der Außenbereiche
Die gesamte Parkanlage wird naturnah gestaltet. Die Schwelme wird offengelegt und renaturiert. Ihr Lauf entlang der Schwelmestraße wird durch kleine Pflanzinseln und größere Steine natürlich und einladend gestaltet. Die befestigten Wege schlängeln sich behutsam entlang der Topografie den Hang der “Liebeswiese” hinauf und zeichnen dabei flache Liegebereiche nach. Der Anstieg der Topographie wird im Übergang von den unteren Bade- und Wasserflächen zu der am Hang liegenden Liegewiese folgerichtig zu einer Sonnentribüne überformt. Mit der Führung der befestigten Wege im Außenbereich sind im oberhalb der Liegewiese alle begradigten Terrassenflächen erschlossen. Es wird darauf geachtet, dass unterschiedliche Qualitäten der Liegebereiche entstehen – voll sonnige, halbschatten und schattige. Ein Großteil des Baumbestandes wird erhalten und ein hoher Grünanteil gewährleistet.
Die Bepflanzung wird durch heimische, insektenfreundliche Baumarten und Gehölze sinnvoll ergänzt. Stützmauern werden als Trockenmauern realisiert um auch hier Lebensraum für Tiere zu schaffen.
Ansichten 1:200
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Schnitte 1:200
Architektonische Gestaltung
Die charakterstarke Fassadengestaltung verleiht dem Baukörper eine feingliedrige, vertikale Silhouette, die sich elegant in den Grünraum einbettet. Hinter der leichtfüßigen Stützenlage liegen im Wechsel mit großformatigen Verglasungen geschlossene Fassadenelemente aus Brettsperrholz-Elementen mit einer nachhaltigen Dämmung aus Seegras. Die Funktion des Baukörpers wird dadurch geschickt in den Außenraum übertragen und seine Nutzung selbsterklärend repräsentiert. Die Öffnung der Fassade im Westen, schafft eine einladende Geste und akzentuiert den Eingangsbereich. Durch die Abbildung der verschiedenen Raumhöhen im Außenraum des Neubaus entsteht eine spannende Kubatur. Der Baukörper wendet sich, durch seine offene Fassadengestaltung, den parkähnlichen Außenanlagen und den dazugehörigen Wasserflächen zu. Die Badeflächen werden von der sichtbaren Tragstruktur aus Brettschichtholz umrahmt, welche nach außen durch eine helle Blechenverkleidung vor Witterung geschützt wird. Das warme Holz im Innenraum schafft eine einen harmonischen Kontrast zur Außenhaut. Durch die Öffnung der Fassade in diesem Bereich entsteht durch das einfallende Licht aus Osten und Süden eine spannende Lichtstimmung. Der Baukörper hält, durch seine Gestaltung und Positionierung auf dem Grundstück, somit die in zwei Richtungen orientierten Außenbereiche zusammen und verbindet sie zu einem in sich geschlossenen Badeerlebnis.
Konstruktionschnitt 1:50
Konstruktion
Holz und Beton. Struktur und Konstruktion prägen das Erscheinungsbild dieses Entwurfs. Die beiden Werkstoffe werden dabei überaus materialgerecht eingesetzt, wodurch mit logischer Konsequenz ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit entsteht: erdberührte Bauteile und Einbauten aus Stahlbeton, die aufgehende Konstruktion und die gesamte Hülle in Holz. Alles in einfachster Weise konstruiert. Nur das Notwendige. Nichts ist zu viel.
Im Untergeschoss sichtbar belassene Wände und Decken in Beton – gegossen, haptisch, robust. Das Holztragwerk hingegen leicht: zusammengebaut aus Trägern, Stützen und Platten. Im regelmäßigem Abstand liegen große Brettschichtholzbinder, die in der verglasten Fassade ihre Stützen finden und dieselbe sowohl innen als auch außen strukturieren. Zwischen den Dachträgern ist Platz für Installationen und Absorberflächen; womit sich die Dachdecken auch nach Fertigstellung noch ruhig und aufgeräumt zeigen. Die Dachschalung über den Dachträgern besteht aus Brettsperrholzplatten, die in großen Formaten verfügbar sind und mit welchen die notwendig aussteifende Scheibe gebildet wird. Darüber ein ebenso einfacher wie robuster Warmdachaufbau. Im Ergebnis eine sehr klare Konstruktion, die mit ihren Fügungen und Details den Grundsätzen des handwerklich Einfachen gerecht wird.
- Gordian Kley @ MerzKleyPartner
Modellfoto © Béla Berec
Modellfoto © Béla Berec
Modellfoto © Béla Berec