Artikel über den Schlossberg, Pforzheim in den PZ News.de

Zukunft des Schlossbergs. Foto: Nico Roller
Foto: Nico Roller

50 Interessierte bei Planungswerkstatt: Schlossberg weckt Wünsche

Pforzheim. Kontrovers und durchaus emotional, aber immer sachlich und respektvoll haben sie über einen Bereich diskutiert, der sich in den kommenden Jahren stark verändern wird, der attraktiver und einladender werden soll: Rund 50 Interessierte sind am Samstagvormittag in den Luthersaal gekommen, um sich bei einer offenen Planungswerkstatt mit mehreren Architekturbüros über die Zukunft des Schlossbergs auszutauschen.

„Ich finde es toll, dass sich so viele Bürger engagieren und die Zeit nehmen“ – Sibylle Schüssler (Baubürgermeisterin).

„Ich finde es toll, dass sich so viele Bürger engagieren und die Zeit nehmen“, sagt Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler und betont, der Prozess sei wichtig, weil es sich beim Schlossberg um das Herz der Stadt handle. Es ist ein offener Prozess, bei dem in drei kleineren Gruppen an den Ständen der Architekturbüros jeder seine Ideen einbringen darf. Schnell stellt sich heraus, dass es Punkte gibt, in denen sich fast alle einig sind. Etwa, dass die Schloßkirche auch künftig den Mittelpunkt des Areals bilden soll, dass eine Belebung stattfinden soll, dass Barrierefreiheit wichtig ist.

Wohnbau – oder doch nicht?

Doch wenn es in die Details geht, dann zeigen sich deutliche Unterschiede. Dann gibt es welche, die sich nicht vorstellen können, dass am Schlossberg künftig neuer Wohnraum entsteht. Und solche, die genau das befürworten würden, um in Zeiten strenger werdender Umweltschutzvorschriften keine Flächen im Außenbereich heranziehen zu müssen. Auch zu Satteldächern gibt es unterschiedliche Meinungen. Einige finden sie in der von Nachkriegsbauten dominierten Innenstadt befremdlich, weil man damit auf eine baulich so nicht mehr existierende Historie zurückgreife. Andere können sich durchaus vorstellen, mit historischen Formen zu arbeiten und damit nicht nur auf die jüngere Vergangenheit des durchaus geschichtsträchtigen Geländes einzugehen. Vorgeschlagen wird auch, die aktuell vorhandene Nachkriegsbebauung zumindest in Teilbereichen zu erhalten und damit diesen Aspekt der Stadtgeschichte zu würdigen.

Pro und kontra Parkanlage

Wobei ein Arbeiten rein mit dem Bestand aus Sicht einiger Teilnehmer auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten den Vorteil hätte, dass keine Ressourcen für Neubauten benötigt würden und beim Abriss kein Sondermüll entstünde. Eine große Parkanlage wird sowohl gefordert als auch kritisch gesehen. Auf der einen Seite könnte sie eine grüne Oase sein, eine Fläche, die auch tagsüber Aufenthaltsqualität bietet und Menschen in ihren Mittagspausen anlockt. Auf der anderen Seite sind da negative Erfahrungen, die man in der Vergangenheit mit dem Schloßpark mit Gewalt und Alkohol gemacht hat. Leon Meyer und Omid Hatam fordern als Vertreter des Jugendgemeinderats, sowohl den Stiftshof als auch den Straßenraum künftig mehr in Richtung Gastronomie und Nachtleben zu entwickeln.

Nachtleben – wo denn sonst?

„Wenn hier kein Nachtleben stattfinden kann, wo dann?“, fragt Meyer und sagt: „Da rennt uns die Jugend wirklich die Bude ein.“ Es gibt noch mehr solcher Ideen, die die Planungsbüros alle notiert haben. In den kommenden Wochen wird jedes von ihnen daraus mindestens zwei Varianten entwickeln: eine mit und eine ohne den Bestand. Am 2. Dezember soll es dann im Luthersaal nochmal eine Planungswerkstatt geben, bei der die Büros zusammen mit interessierten Bürgern weiter in die Tiefe gehen. Bis zum Februar können sich Bürger zudem über einen Fragebogen beteiligen, der auf der Internetseite der Stadt zum Herunterladen bereitsteht. Auch, wenn es aktuell noch viele gegensätzliche Meinungen gibt, ist Reinhard Maier sicher: „Viele Konflikte lassen sich lösen.“

Der Leiter des städtischen Planungsamts sagt: „Die Rahmenbedingungen sind vielfältig und es gibt sehr viele Möglichkeiten.“ So müssen sich aus seiner Sicht zum Beispiel ein großer Park und Wohnbebauung nicht zwangsläufig gegenseitig ausschließen, wenn die Bewohner auf Autos verzichten und dadurch mehr Grünflächen möglich sind. „Am Ende wird es auf das Gesamtkonzept ankommen“, sagt Maier und bezieht das auch auf den Luthersaal, der abgerissen, aber theoretisch auch erhalten bleiben könnte: vielleicht als Jugendzentrum, als Kulturraum oder als Haus der Vereine?

Autor: Nico Roller

Veröffentlicht: 23.10.2022

Pforzheim+ Aktualisiert: 24.10.2022 12:26 Uhr

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